Danzig – Neues aus Polen

15.01.2020

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Danzig und Masuren - Neues aus Polen

Der Name Danzig hallt immer noch nach. Er ist wie eine kollektive Erinnerung, ein Versprechen von Reichtum und Glanz an der Ostsee. Ein Hauch verlorene Stadt, ein Hauch von Atlantis. Eins ist Danzig allemal – sehr umtriebig und vor allem lebendig!

Die alte Hansestadt war stets ein liberaler Freigeist an der Mündung der Weichsel. In ihrer über tausendjährigen, turbulenten Geschichte sammelte sie immer mehr Reichtum an. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten an Nord- und Ostsee prahlt das heutige Gdansk (Danzig) mit einer großen Alt- und Neustadt, welche in einem enormen Kraftakt nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde. Kleine Kaufmannshäuser, riesige Backsteinkirchen und eine junge liberale Gesellschaft sind auch heute noch die Pfeiler der Stadt.

​Photo by Marcel Gerson

Abseits der großen Stadt gibt es noch viel zu entdecken. Nachdem deutsche Heimkehrer-Touristen lange Zeit die Region dominierten, entdeckt nun eine immer breiter werdende internationales Klientel die noch relativ unbekannten, prunkvollen Hansestädte, alten Ritterburgen und eine unendlich scheinende unberührte Küste. 

Denn Polen kann mehr. Ich stelle Orte vor, die mich nachhaltig beeindruckt haben. Die Region bietet aber noch viel mehr, als ich hier je darstellen könnte. Dies ist eine kleine Annäherung und auch wieder ein Impuls, diese Region zu erkunden.

*Ich benutze deutsche und polnische Städtenamen im Text. Teilweise beide, aber sonst nach persönlicher Präferenz, wobei sich die meisten ohnehin ähneln.


​Danzig & Umgebung - Die Top 5 Erlebnisse ​​

​1. ​Die schönsten Städte Polens - Thorn (Torun) und Graudenz (Grudziądz)?

​Photo by ​Pixabay

Was gibt es noch bei Danzig zu sehen? – Eine Menge. Für den Start zwei meiner persönlichen Highlights: Thorn und Graudenz. Torun (Thorn) ist sicherlich noch die bekanntere der beiden Städte. Wer mit dem Zug anreist, wird allerdings erst einmal überrascht sein. Man blickt auf ein paar kleine Häuser und viel Wald, denn man befindet sich auf der anderen Weichselseite und muss erst noch mit dem Bus oder zu Fuß zur eigentlichen Stadt kommen.

Aber: Der Weg lohnt sich. Man überquert die Weichsel und bekommt ein wunderschönes Panorama der Altstadt auf der einen Seite und riesigen Wäldern auf der anderen, eingebettet in das Flussbecken der Weichsel. Wenn man später in der alten Stadt des Deutschen Ordens und Geburtsstätte Kopernikus umher streift, kann man sich nur wundern, wie eine solch prächtige Stadt mit ihren alten Stadttoren, unzähligen Backsteinhäusern und der monumentalen Johanniskirche nicht schon auf sämtlichen Bucketlists zu finden ist.

Von der nächsten Stadt haben wirklich nur die wenigsten gehört – Graudenz. Auf einem Hügel gelegen, schmücken nicht nur Schlösser und Barockkirchen die Stadt. Besonders imposant sind 26 monumentale Speicherkontore an der Flussseite der Stadt. Auch diese Stadt liegt an der Lebensader der Weichsel, zwischen Torun und Danzig. In diesen riesigen Speichern wurden Waren zwischengelagert.

2. ​​Die schönsten Strände in Polen - Ostsee

Photo by ​Marcel Gerson

Polens Ostsee Küste mit seinen endlosen Sandstränden, Kiefernwäldern und Buchten wird den ein oder anderen vielleicht noch überraschen. Hier ein paar Tipps für die schönsten Orte und Natur-Highlights an der polnischen Küste.

  • Słowiński Nationalpark – Kilometerweite Sanddünen erstrecken sich an der polnischen Ostsee, zwischen Buchten, kleinen Städten und dichten Wäldern. Der beste Ausgangspunkt für Wanderungen in den durch das UNESCO-Weltkulturerbe geschützten Dünenlandschaften ist sicher Leba.
  • Hela – Die schmale Landzunge, welche an den engsten Stellen nur wenige hundert Meter breit ist, schlängelt sich über 30 Kilometer in die Danziger Bucht. Sie ist einer der beliebtesten Badeorte ganz Polens und auch per Fähre von Danzig (Gdansk) oder Gdynia erreichbar. Neben kleinen Kurorten ist die Insel von Kiefernwäldern bedeckt.
  • Frische Nehrung und Frauenburg – Ein weiterer schöner, weitläufiger Strand liegt an der Frischen Nehrung zur Grenze mit Kaliningrad/Russland. Wenigstens einen Teil dieser Landschaft kann man auch in Polen erkunden. Auf der anderen Seite der Nehrung liegt die Domstadt Frombork (Frauenburg), in der Kopernikus lange Zeit lebte. Der berühmte Dom zählt zu den schönsten und prächtigsten Polens.

​3. ​Danzig - ​Hanseatisch gut

Photo by Marcel Gerson

Wie bereits eingangs erwähnt, ist Danzig das Zentrum des nördlichen Polens. Was viele jedoch nicht wissen: Gdank (Danzig) ist heute mit den Städten Gdynia und Sopot eine Dreierstadt – die Trójmiasto bildet. In diesem Ballungsraum leben fast 750.000 Menschen. Die Region vereint sehr verschiedene Aspekte des modernen Polens mit der quirligen Industriestadt Gdynia, dem schicken Seebad Sopot und dem jungen, aber zugleich historischen Danzig.

Wenn man in Danzig ist, wird man unweigerlich die sogenannte Rechtstadt besuchen. Zu den Sehenswürdigkeiten dort zählen die größte Backsteinkirche der Welt, die Marienkirche, der lange Markt, das alte Rathaus und natürlich die Promenade an der Motlawa (die Weichselmündung liegt etwas östlich der eigenen Stadt) mit dem ikonischen Backsteinkran. Allerdings erfindet Danzig sich ständig neu. Allein in den letzten Jahren hat sich die gesamte Promenade der Speicherstadt (auf der anderen Motlawa-Seite) mit vielen Restaurants und Geschäften etabliert. Außerdem sind auch die Ołowianka mit ihrem Vergnügungspark und die ehemalige Altstadt gegenüber des Bahnhofs sowie auf beiden Seiten der großen und kleinen Mühle (Wielki und Maly Młyn) ein besonderes Highlight.

Wer noch nicht genug hat, besucht die lange Seebrücke von Sopot oder die Westerplatte, wo der Zweite Weltkrieg seinen Anfang nahm. Eine Open-Air-Ausstellung vermittelt einen informativen Eindruck dieser wichtigen Stätte unserer Zeitgeschichte.

4.  ​​Marienburg - der burgentraum

​Photo ​by Marcel Gerson

Vielleicht hat so mancher das Motiv der riesigen Backsteinfestung schon auf dem ein oder anderen Guidebuch gesehen. Kaum eine andere Festungsanlage Europas bietet ähnlich beeindruckende Panoramen. Früher war sie die Hauptstadt des Deutschen Ordens, einem christlichen Ritterorden, der riesige Gebiete von Danzig bis ins Baltikum kontrollierte. Heute ist die Anlage ein riesiges Museum. Der Audioguide zur Burg ist einer der besten, die ich in Europa kenne, und gibt einen atmosphärischen und spannenden Einblick ins Mittelalter.

Besucher fühlen sich unmittelbar in die Lebenswelt des Mittelalters hineinversetzt. Dass Fußbodenheizungen auch schon im Mittelalter en vogue waren oder ganze Turmanlagen nur für die Notdurft der Ordensbrüder außerhalb der Mauern gebaut wurden, wird sicher den ein oder anderen überraschen.

5. ​Masuren - Polnische Natur

Photo by Colin Watts on Unsplash

Bereits seit einigen Jahren erfreut sich diese Seenlandschaften im Norden Polens großer Beliebtheit. Allein schon Polen, aber auch viele Deutsche betrachten die Masuren als eine Art Sehnsuchtsort. Sie verbinden die Gegend mit Landschlössern und alten Gestüten sowie einem schwer zu definierenden Gefühl von Melancholie und Freiheit. Auch in den vergangenen Jahrhunderten waren die Masuren stets ein kleiner Sonderfall. Egal welche Herrscherfamilie gerade die Lande beherrschte, die Masuren waren immer etwas im Abseits. Diese Abgeschiedenheit in den dichten Wäldern und zwischen unzähligen Seen macht auch den Reiz dieser Region aus.

Neben schönen Städten wie Olsztyn (Allenstein), Mikołajki (Nikolaiken) oder Giżycko (Lötzen) sind es besonders die kleinen Städte und Fischerdörfer, die einen speziellen Charme ausstrahlen. Am besten erkundet sich die Gegend mit dem Rad oder Kanu. 

Hervorheben möchte ich die gemütliche Stadt zwischen Seen Ryn (Rhein), wo Schloss und Burg des deutschen Ordens zu komfortablen Herbergen geworden sind, das alte Landschloss von Nakomiady (Eichmedien), die Burganlagen von Reszel (Rößel) oder die Barockkirche von Heiligenlinde. In der kleinen Stadt Popielno wiederum kann man ein Gestüt besichtigen. Wer nach mehr Natur sucht, findet diese im wilden Borecka-Wald, wo auch ein Wisent-Gehege steht, oder am Łuknajno-See mit seiner riesigen Höckerschwan-Kolonie.

Am bekanntesten und lohnenswertesten ist sicherlich jedoch der Krutynia-Fluss, welcher als einer der schönsten Polens gilt. Das perfekte Kanurevier, wobei auch Wanderungen und Radtouren möglich sind. Ein Muss jedes Masuren-Besuchs oder wie der masurische Dichter Karol Małłek einst meinte: "Wer die Krutynia nicht gesehen hat, der hat Masuren nicht gesehen."


​Unterkünfte ​Danzig & Umgebung

Budget Variante
Mittelklasse
​Gehobenes Hotel

Essen und Trinken - Danzig & Umgebung

​Photo by ​Marcel Gerson

Restauracja Obiady, Malbork/Marienburg

Im ehemaligen Ratskeller der Burg liegt dieses sehr atmosphärisches Restaurant. Es gibt traditionelle polnische Küche. 


Bar LOFT, Gdansk/Danzig

Eine etwas versteckte, aber sehr gemütliche moderne Bar im Herzen der Stadt. Empfehlenswert nach einem nächtlichen Spaziergang.


Pierogarnia Mandu Centrum, Gdansk/Danzig

Es gibt zwar auch viele moderne vegetarische oder vegane Restaurants in Danzig, aber ich nutze dieses Beispiel, um auf einen speziellen Umstand aufmerksam zu machen. In Polen ist es tatsächlich möglich, viele traditionelle Speisen in einer vegetarischen Variante zu bekommen, wie die Teigtaschen Pieroggi. Dies ist allerdings eher ein Zufall als ein besonderer Service für Vegetarier. Auch die berühmte Rote-Beete-Suppe oder Bigos, der Sauerkrauteintopf (im Brotlaib), welche beide zu den Nationalgerichten des Landes gezählt werden, sind ebenfalls vegetarisch.


​ Anreise I Abreise ​Danzig

Wie bereits erwähnt ist Danzig der perfekte Ausgangspunkt, um den Norden Polens zu entdecken. Natürlich ist es möglich, hinzufliegen, aber insbesondere ab Berlin lohnt sich die (teilweise) direkte Zugverbindung mit etwa sechs Stunden. Auch mit dem Bus kann man (von Berlin) gut anreisen. 


Transport vor Ort

Das Zugnetz deckt einen großen Teil des nördlichen Polens ab. Von Danzig sind Torun, Frombork, Allenstein oder auch die inneren Masuren problemlos erreichen. Die Orte an der Ostsee sind wiederum mit dem Bus sehr gut angebunden. Bei einem längeren Aufenthalt in den Masuren kann sich ein Mietwagen von Danzig aus lohnen.  


​Marcel Gerson

Marcel Gerson - Fortstwissenschaftler und Reiseliebhaber, kann sich für viel in der Welt begeistern. Kerninteressen der letzten Jahre lagen immer wieder in Asien, aber auch in der eigenen Heimat - Europa.


Der gebürtige Bremer hat sich beruflich auf Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung spezialisiert. Er nutzt dabei jede Gelegenheit andere von der vielfältigen Natur ihrer eigenen Welt zu begeistern. Frei nach dem Motto "Du schützt nur das, was du kennst".

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Tags

danzig, gdansk, marienburg, masuren, norden polen, polen, slowtravel


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